Protest gegen Abriss
-bei "Da Paolo" und anderswo! Das Gebäude Böblinger Str. 159 ("Da Paolo") und dahinter das Haus Böcklerstr. 28 sollen abgerissen werden, damit auf beiden Grundstücken ein groß dimensionierter Neubau entstehen kann. Als dies bekannt wurde, gründeten Heslacher Bürgerinnen und Bürger auf Initiative des Bezirksbeirats Stuttgart-Süd die Lokale Agendagruppe Sanierung Heslach. Die Lokale Agendagruppe "Sanierung Heslach" setzt sich dafür ein, dass das Haus Böblinger Str. 159, in dem Paolo Secci seit vielen Jahren ein weit über die Grenzen Stuttgarts hinaus bekanntes und beliebes Ristorante betreibt, als markantes Beispiel der Bebauung im ehemaligen Weingärtnerdorf Heslach erhalten bleibt und saniert wird. Außerdem forscht die Gruppe im Sanierungsgebiet Heslach, das fast identisch ist mit dem historischen Ortskern von Heslach, nach weiteren Gebäuden, die es wert sind, erhalten zu bleiben. Schließlich entwickelt die Gruppe auch Ideen, wie dieser historische Ortskern geschichtsbewusst saniert und dabei zukunftsfähig weiterentwickelt werden kann, damit auch spätere Generationen sich noch ein Bild von der Entwicklung Heslachs machen können, ohne dass dieses zum Museum wird. Die Lokale Agendagruppe sieht sich dabei im Einklang mit dem erstgenannten Sanierungsziel des Amts für Stadterneuerung, das fordert: "Erhalt und die Verbesserung der historisch gewachsenen Siedlungsstruktur, die Sicherung denkmalgeschützer und stadtbildprägender Bausubstanz". Der Bihlplatz (ehemals Kirchplatz) ist der historische Kern des früheren Weilers Heslach. Hier stand im 15. Jahrhundert die viel besuchte Wallfahrtskapelle, in der die Menschen Hilfe erflehten, wenn der ungestüme, nur wenige Schritte entfernte Nesenbach zum wiederholten Mal mit seinen Fluten das ganze Tal überschwemmt und bis nach Stuttgart hinein Not und Zerstörung gebracht hatte. Nach der Einführung der Reformation stand hier an diesem Platz bis 1882 die 1580 erbaute alte Heslacher Kirche, umgeben von Friedhof (bis 1809), Schulhaus (1951 abgerissen) und öffentlichem Ochsenbrunnen. Die Struktur dieses historischen Kerns ist bis heute noch in den Straßen, die vom Bihlplatz in alle Richtungen führen, erkennbar: hinunter zum Nesenbach die Bachstraße (heute Buchenstraße); zum Nesenbach mit Furt oder Brücke zu den wenigen Häusern in der Böhmisreute die Kirchstraße (heute Teil der Böcklerstraße); am Bach entlang ein Feldweg nach Stuttgart (heute Untere Straße); in Richtung Vaihingen ein Weg zu den Gärten und Feldern am Dorfrand, die Gartenstraße (heute Böcklerstraße 28-36); hinauf in die schon im 13. Jahrhundert geschätzten Weinberge Afternhalde, Gebelsberg und Wanne die Gaisstraße (heute Afternhaldenstraße) und die Christophstraße (heute Schulzengasse); die Schulstraße, von der Schule hinaufführend ins obere Dorf (heute Ritterstraße), ebenso Seidenberg- und Grabenstraße (heute Vellmenstraße). Anhand der Karten und Pläne lässt sich zeigen, wie sich die Bebauung hier entwickelte. Ganz besondere Bedeutung kommt der Hasenstraße zu, die noch weitgehend original erhaltenen den Charakter einer alten Dorfstraße zeigt: Hier wurden die allerersten Häuser des späteren Weilers erbaut (15. Jh.), in sicherer Entfernung zum unberechenbaren Nesenbach und zugleich möglichst nah bei den zu bearbeitenden Weingärten. In dieser engen, dem Gälände angepassten Straße mit ihrer typischen Bebauung wird die Anfangsgeschichte des Weilers noch immer lebendig. Die Hauptstraße (heute Böblinger Straße) bildete in einer Richtung die Verbindung nach Stuttgart, in der anderen nach Vaihingen und Böblingen. Sie war mindestens ab 1825 zwischen den Häusern 168 und 120 fast durchgehend mit Weingärtnerhäusern bebaut, die später den Bedürfnissen von "Gewerbetreibenden und sonstigen namhaften Personen vom Weiler Heslach" (1869) angepasst wurden. Es lebten dort Bäcker, "Metzger und Gastgeber", Küfer, Kübler, "Weingärtner und Wirth", Bierbrauer, Schuhmacher, Schreiner, Steinhauer, "Ipser", Feldmaurer, Geschworener, Pfarrer (Nr. 120) ... Nahe beim Kirchplatz, günstig an der Durchgangsstraße, der "Staatsstraße nach Böblingen" gelegen, ließen sich Huf- und Nagelschmiede sowie Gastwirte nieder (heute "Da Paolo" Böblinger Straße 159, "Traube" Nr. 161, Kfz-Werkstatt Nr. 163, früher Schmiedmeister). Von den ehemaligen Häusern Böblinger Straße 122 bis 166 ist heute bis auf Nr. 128 nichts mehr erhalten (heute Gelände der Stuttgarter Hofbräu AG). Auch in der Afternhaldenstraße findet sich heute kein Haus mehr. Rund um den Bihlplatz jedoch (in der Buchen-, Böckler-, Hasenstraße sowie Böblinger Straße 159161 ...) sind von den rund 80 Häusern aus den Anfängen des Dorfes Heslach (zu entnehmen den Plänen von 1825 und 1841) noch etwa 30 erhalten. Sie dokumentieren die Entstehung des heutigen Stadtteils Heslach, sie erzählen die Geschichte Alt-Heslachs, erzählen von den bescheidenen Anfängen, dem mitunter ärmlichen Leben der Heslacher Weingärtner. Sie geben dem Bezirk eine individuelle Prägung, etwas Unverwechselbares und Liebenswertes. Wir, die Heslacher Bürgerinnen und Bürger, sollten uns sorgsam überlegen, wie wir mit diesen letzten historischen Zeugnissen umgehen, wie wir die verbliebenen Alt-Heslacher Häuser pflegen und erhalten können und zugleich den lange vernachlässigten Stadtteil behutsam weiterentwickeln wollen, um ein zukunftsfähiges, lebendiges Umfeld für die Bewohner und Gäste des Stadtteils zu schaffen. Deshalb fordern wir
Die Heslacher Bevölkerung ist eingeladen, sich an der Lokalen Agendagruppe Heslach aktiv zu beteiligen. Termine und aktuelle Informationen sind auf der Internetseite www.sanierung-heslach.de abzurufen. Verantwortlich: Lokale Agendagruppe Sanierung Heslach, c/o Bezirksvorsteher Stuttgart-Süd, Karl-Friedrich Jedtke, Rathaus, Marktplatz 1, 70173 Stuttgart, Tel. 216-3953, Fax 216-7537 |