21.04.2004:

Letzte Bauzeugnisse
[Abriss ist kein Sanierungsziel]

Zu “Heslach kämpft um Paolo³ vom 8. April:

Heslach ist neben Gablenberg der einzige noch existierende mittelalterliche Weiler, der von Anfang an auf Stuttgarter Gemarkung lag. Aber nur noch rund 20 mehr oder weniger orginal erhaltene Gebäude aus der Zeit vor der Industrialisierung zeugen von dieser dörflichen Vergangenheit. Eines davon ist das Gebäude Böblinger Straße 159, in dem Paolo Secci sein Ristorante betreibt. Die derzeit heftig diskutierte Sanierung von Alt-Heslach, zu der der Bezirksbeirat Stuttgart-Süd eine Lokale Agendagruppe initiiert hat (siehe www.sanierung-heslach.de), kann nicht das Ziel haben, zum Abriss der letzten identitätsstiftenden dörflichen Bauzeugnisse zu ermuntern oder diese gar finanziell zu fördern.

[Denn Sanierungsziel Nr. 1 sind nach einer Broschüre des Amts für Stadterneuerung “Erhalt und Verbesserung der historisch gewachsenen Siedlungsstruktur, Sicherung denkmalgeschützter und stadtbildprägender Bausubstanz³. Daß das Gebäude Böblinger Straße 159, obwohl wie alle andere dörfliche Heslacher Bausubstanz (mit einer Ausnahme) bislang nicht unter Denkmalschutz stehend, zusammen mit den gleichaltrigen Gebäuden Böblinger Straße 161 und 163, ortsbildprägend ist, kann nicht ernsthaft bestritten werden.]

Außerdem wird im Sanierungsgutachten vom Februar 2001 das Haus Böblinger Straße 159 mit “Dringlichkeitsstufe 1: Überwiegend guter Bauzustand, geringer Instandsetzungs- und Modernisierungsbedarf³ bewertet. Insofern ist Baubürgermeister Hahn entschieden zu widersprechen, dass der Abriss- und Neubauantrag das Sanierungsziel erfülle.

[Es ist zu wünschen, daß die derzeit laufende Unterschriftensammlung gegen den Abriss von “Paolo³ möglichst große Unterstützung findet und den Grundstückseigentümer an die Gemeinwohlverpflichtung des Eigentums erinnert. An Gemeinderat und Verwaltung aber ist der dringende Appell zu richten, zusammen mit der Lokalen Agendagruppe eine sensible Sanierungsstrategie für den Heslacher Ortskern zu entwickeln und schnellstmöglich bebauungs- und denkmalrechtliche Maßnahmen zu ergreifen, die Abriss und Neubebauung mit “gesichtsloser Bausubstanz³ nicht zum Regelfall werden lassen. Denn davon gibt es genügend “Sündenfälle³ in Heslach zu besichtigen.]

Wolfgang Jaworek, [Mitglied Bezirksbeirat] Stuttgart-Süd

(Leserbrief, veröffentlicht in "Stuttgarter Nachrichten" vom 21. April 2004, Seite 18. [ ] = in der Veröffentlichung gekürzt)